PM: Antisemitismus in der Burschenschaft Normannia nichts Neues

Pressemitteilung vom 9.9.2020:

Antisemitismus in der Burschenschaft Normannia nichts Neues

In ihrer Pressemitteilung vom 08.09.2020 behauptet die Burschenschaft Normannia zu Heidelberg: „Wir dulden keinen Antisemitismus in unseren Reihen.“ Aber Antisemitismus ist nichts, was der Burschenschaft Normannia neu oder fremd wäre. Ihre Reihen sind schon immer antisemitisch. Der aktuelle Vorfall ist also keine Ausnahme, sondern Antisemitismus war seit ihrer Gründung 1890 ein sinnstiftendes Moment.

Clara Grube, Sprecherin der AIHD/iL: „Eine Distanzierung der ‚Alten Herren‘ von der Nazivergangenheit hat in der Normannia nie stattgefunden. Dass Antisemitismus in ihren Reihen nicht gestattet sein soll, ist eine reine Schutzbehauptung.“

Dagegen würden auch die zahlreichen Kontakte und Schnittstellen der Burschenschaft ins extrem rechte Lager sprechen. „Neben der Nähe zu Organisationen wie der ‚Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland‘ oder dem ‚Institut für Staatspolitik‘ um Götz Kubitschek, zu Parteien wie der NPD oder der AfD sowie zur neonazistischen Kameradschaftsszene oder zur ‚Identitären Bewegung‘ dockt die Normannia immer wieder auch am rechten Rand der CDU an. Einige Normannen sind oder waren CDU-Mitglieder. Hier werden gefährliche Seilschaften geschaffen, die bislang von den Sicherheitsbehörden wissentlich ignoriert wurden“, so Grube abschließend.

Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD/iL)

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Antisemitismus in der Normannia – Eine unvollständige Chronologie:

(Die Chronik beinhaltet nur die offensichtlich antisemitischen Vorfälle. Nicht aufgeführt sind Kontakte ins militante bis terroristische neonazistische Spektrum.)

1896: Der Dachverband der Burschenschaften, der „Allgemeine Deputierten Convent“ (ADC), verabschiedet den Beschluss, dass sich jedes Mitglied zum „Deutschtum zu bekennen“ und vom Judentum zu distanzieren habe.

1920: Die deutschen Burschenschaften erlassen einen „Arierparagraphen“. Jeder Burschenschafter hat nachzuweisen, dass er „nach bestem Wissen und Gewissen frei von jüdischem oder farbigem Bluteinschlag“ sei.

1933: Die „Deutsche Burschenschaft“ erklärt: „Heute, 1933, ist das Sehnen der Urburschenschaft erfüllt. Die nationalsozialistische Bewegung hat nämlich dort angeknüpft, wo 1817 die Urburschenschaft erwacht war. Die nationalsozialistische Idee ist deshalb die wahrhaftige und berechtigte Erbin der altburschenschaftlichen Bewegung.“

1937: Die Burschenschaft Normannia wandelt sich in die „NS-Kameradschaft Normannia“ um.

Der Alte Herr der Normannia August Hirt führt massenhaft grausame Menschenversuche mit Giftgas im KZ Natzweiler-Struthof durch.

1961: Da die Deutsche Burschenschaft nicht „national“ genug war, gründet die Normannia 1961 mit anderen sehr rechten Burschenschaften die „Burschenschaftliche Gemeinschaft“. Diese beharrt auf dem völkischen Abstammungsprinzip, umschrieben als „volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff“.

1993: „Wir müssen uns nicht schämen, Deutsche zu sein, und wollen nicht mehr vor Juden buckeln“, so ein Sprecher der Normannia in der Heidelberger Student*innenzeitung „Ruprecht“.

2000: Die Aktivitas der Normannia verteilt Flugblätter, in denen gegen das „jüdische Finanzkapital“ gehetzt wird. Ursprünglich entstammen die Texte der antisemitischen Nazipostille „Unabhängige Nachrichten“ (UN).

22.03.2003: Auf einer Antikriegsdemonstration macht die Normannia Stimmung gegen die USA und deren angebliche „Hintergrundmächte“, womit eine „jüdische Weltverschwörung“ gemeint ist.

11.11.2003: Mitglieder der Normannia verteilen an der Universität die antisemitische Skandalrede des damaligen CDU-Politikers Martin Hohmann. Hohmann ist heute in der AfD.

Im Geschäftsjahr 2009/2010, als die Debatte um den „Arierparagraphen“ in der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) ihren Anfang nahm, hat die Normannia Heidelberg den Vorsitz in der DB inne. Ihr Sprecher bezeichnet in der Diskussion einen dunkelhäutigen Burschenschafter als „Pigmentierten“.

Am 17.04.2013 referiert der ehemalige „Generalobere“ der demokratiefeindlichen und antisemitischen Piusbruderschaft, Franz Schmidberger, auf dem Haus der Normannia.

Weitere Informationen:

https://aihd.noblogs.org/post/2018/04/15/burschenschaft-normannia-geschichte-und-politik-einer-faschistischen-kaderschmiede/

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/die-deutsche-burschenschaft

Artikel zu Kontakten der Normannia in die NSU-Unterstützer*innen-Szene:

https://linksunten.indymedia.org/node/82932/index.html

Weitere Veröffentlichungen zu einzelnen Mitgliedern, besonders „Alten Herren“, der Normannia:

https://linksunten.indymedia.org/node/121458/index.html (Links zu den Teilen 1 bis 19 finden sich als Kommentar)

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