Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg. Wir besuchen einmal mehr gemeinsam die Burschenschaft Normannia!
+++ Treffpunkt am Samstag, 29.7.2023 ist um 18.00 Uhr auf dem Uniplatz +++
Heidelbergs bekannteste Nazi-Burschenschaft hat die letzten Jahre immer wieder durch braune Umtriebe für Aufsehen gesorgt und ist für ihre stramm rechte Gesinnung weithin bekannt. Als 2011 der Beschluss des Dachverbands „Deutsche Burschenschaft“ (DB), einen „Arierparagrafen“ einzuführen, einen internationalen Skandal auslöste, traten viele Mitgliedsbünde angesichts des drohenden Imageschadens aus: Der Ausschluss von Studenten mit „nichteuropäischer Gesichts- und Körpermorphologie“ schmeckte doch allzu stark nach 1938. Die Normannia verteidigte den offen rassistischen Vorstoß und blieb als einzige der Heidelberger Burschenschaften in der DB.
Auch seither hat die Normannia immer wieder durch nazistische Auftritte von sich reden gemacht. Unverblümter Antisemitismus und Rassismus bis hin zu gewalttätigen Übergriffen sind keine Einzelfälle, und in der Verbindungsszene ist die NS-Verherrlichung dieser Burschenschaft allgemein bekannt: „Wenn ihr mal richtig rumhitlern wollt, geht aufs Haus der Normannia.“ Viele Mitglieder bewegen sich in rechten Parteien und neonazistischen Zusammenschlüssen, sei es in der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ oder der Identitären Bewegung.
Während die meisten antisemitischen und rassistischen Vorfälle von den anderen Verbindungen vertuscht und von den staatlichen Behörden unter den Teppich gekehrt werden, sorgte ein brutaler Übergriff auf dem Haus der Normannia im Sommer 2020 bundesweit für Furore: Nachdem er auf Fragen hin zugegeben hatte, eine jüdische Großmutter zu haben, wurde ein Verbindungsstudent am 29. August 2020 von Mitgliedern der Normannia und befreundeter Burschenschaften mit Gürteln verprügelt, antisemitisch beschimpft und mit Münzen beworfen. Der Gerichtsprozess gegen vier Burschenschafter im vergangenen Winter ließ weitere tiefe Einblicke in die neonazistischen Abgründe zu.
Die Alten Herren der Normannia bemühten sich nach außen hin um Schadensbegrenzung, indem sie die Aktivitas auflösten und deren Mietverträge kündigten; seither waren vor allem Austauschstudierende im Haus zur Miete untergebracht. Zugleich taten die Alten Herren alles Erdenkliche, um die Aufklärung des antisemitischen Übergriffs zu behindern, die Abläufe zu vertuschen und die Täter zu schützen.
Wie aus veröffentlichten internen Mails hervorgeht, versuchten einige Normannen, eine minimale politische Kurskorrektur durchzusetzen, indem sie alle Mitglieder auf eine Abkehr von allzu offener NS-Verherrlichung einschwören wollten. Das führte zu massivem Streit und Austritten vieler tiefbrauner Bundesbrüder, die im Vorhaben der Reformnazis Verrat witterten.
Nach all diesen Zerwürfnissen will die Normannia einen Neustart versuchen: Sie möchte sich in „Cimbria“ umbenennen, aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) austreten und sich damit ihrer tiefbraunen Geschichte entledigen.
Wir werden das nicht zulassen, denn egal welchen Namen sie sich geben: Sie bleiben eine rassistische, antifeministische und antisemitische Struktur, die ein für alle mal zerschlagen gehört. Die Normannia (oder Cimbria) ist am Boden, der Altherrenverband ist stark geschrumpft und das Haus am Kurzen Buckel steht finanziell auf dünnem Eis. Für uns ist das ein klarer Grund, weiterzumachen. Wir werden keine Ruhe geben, bis die Normannia, egal unter welchem Namen, Geschichte ist. Dafür brauchen wir weiterhin vielfältige Aktionen, wachsame Augen und Öffentlichkeit.
Um das zu unterstreichen, organisieren wir am 29. Juli 2023 einen antifaschistischen Spaziergang, der vom Uniplatz zum Haus der Burschenschaft Normannia führen wird. Der Spaziergang richtet sich auch an Leute, die mit der Geschichte der Burschenschaft noch nicht vertraut sind.
Wir treffen uns am 29. Juli um 18:00 Uhr auf dem Universitätsplatz.