30.4.: Antifaschistisches Straßenfest

Seit 1997 wird in Heidelberg jedes Jahr am 30.04. das Antifaschistische Straßenfest gefeiert. In diesem Jahr feiern wir das 20. Straßenfest!
Es wird zu verschiedenen aktuellen Themen Redebeiträge geben und ja, wir feiern uns auch ein bisschen selbst. Los geht es eine Stunde früher als sonst, nämlich pünktlich um 18 Uhr auf dem Uniplatz.

Musik gibt es von

Dem großartigen Mal Élevé (Irie Révoltés von hier und da)

Dem grandiosen Tapete (HipHop aus Berlin)

Den hinreißenden Scheiße die Bullen (Punk aus Freiburg)

Wie immer können sich die Besucher_innen an zahlreichen Ständen informieren. Es wird mehrere Redebeiträge sowie das beliebte Polit-Quiz geben. Auch das leibliche Wohl wird auf seine Kosten kommen, versprochen.

20 Jahre Widerstand! 20 Jahre feiern!

Am 30. April 1997 gelang es zum ersten Mal, das „Mai-Ansingen“ der reaktionären und völkischen Studentenverbindungen auf dem Heidelberger Marktplatz zu verhindern. Der Widerstand gegen dieses deutschnationale Spektakel hatte bereits eine lange Tradition. Schon um 1900 berichtet die Presse von Arbeiterinnen und Arbeitern, die die selbsternannten „Eliten der Nation“ mit Eiern und Tomaten eindeckten. Und seit den 1960er Jahren waren die alljährlichen Scharmützel zwischen grölenden Burschenschaftern und linken Student*innen nicht mehr wegzudenken.
1998 war es mit dem Spuk endgültig vorbei. Die farbentragenden Studenten betrinken sich seitdem auf ihren Häusern und in ihren Gärten. In der Altstadt dagegen hat sich seitdem das jährliche Straßenfest der AIHD/iL entwickelt. Antifaschistische Politik, Musik und rebellischer Schabernack sollten immer auch deutlich machen: Wir werden Marktplatz und Straße nicht den dumpfen deutschnationalen Hetzern überlassen. Sollen sie es nur versuchen, hier wieder Fuß zu fassen!
Und so gibt es zum Jubiläum nicht nur kräftig etwas zu feiern, wir haben auch allen Grund, weiter wachsam zu sein. Das Verbindungswesen, Brutstätte und Sammelpunkt aller reaktionären, sexistischen und nationalistischen Ekligkeiten an der Universität, ist trotz aller gegenteiliger Prognosen nicht ausgestorben, sondern liefert die akademischen Stichwortgeber für die neuen völkischen Bewegungen der letzten Jahre: Identitäre und AfD. Gleichzeitig hat sich mit den Mitgliedern der Deutschen Burschenschaft (DB) ein nicht unerheblicher Anteil der Studentenverbindungen dem offenen Neonazismus zugewandt.
Von dem, was die Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald 1945 schworen, sind wir weiter entfernt als zuvor: „Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln und der Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit“. Der Krieg ist zum Alltag geworden. Er wird längst kaum noch verbrämt mit Phrasen vom „Kampf für Menschenrechte“, sondern tritt offen auf als Abwehrschlacht gegen die „aufmüpfigen Hungerleider“ im Süden.
Und in Deutschland und Europa zeigt der Faschismus so offen wie nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs seine hässliche Fratze. In Ungarn und in der Türkei sind längst autoritäre Regime an der Macht, die sich positiv auf den historischen Faschismus beziehen. Und in vielen europäischen Ländern sind autoritäre, nationalistische und rassistische Parteien auf dem Sprung, die Mehrheit zu gewinnen. Die AfD kam in Deutschland mit nichts als Hass, Dummheit und dumpfer Fremdenfeindlichkeit aus dem Stand auf 20 % der Wähler*innenstimmen.
Kein Grund also zum Feiern? Doch, wir haben Grund zum Feiern! Gerade in Zeiten wie diesen ist es wichtig und gut, sich an vergangene Kämpfe und Erfolge zu erinnern. Und es ist gut, Kraft zu tanken für neue Kämpfe, die vor uns liegen.

Wir trällern weiter ein mittlerweile fast hundertjähriges Liedchen vor uns hin:
„Wir geben dem Feind einen kräftigen Tritt und was wir spielen, ist Dynamit unterm Hintern der Bourgeoisie!“

Zusammen kämpfen! Zusammen Feiern!

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