
Am 28. Dezember 2025 verschickten wir die folgende Pressemitteilung:
Internationale Neonazi-Umtriebe des Wieslocher „PikAss“-Geschäftsführers offengelegt
Vor wenigen Wochen fand das internationale Vernetzungstreffen der Neonazi-Organisation „Hammerskins“ bei Mailand statt, zu dem das Netzwerk klandestin mobilisiert hatte. Zu den wenigen Nazi-Spitzenkadern, die am „European Officers’ Meeting“ teilnahmen, gehörte Wolfgang Benkesser, Geschäftsführer des Tattoo-Studios „PikAss“ in Wiesloch.
Mitte November 2025 versammelten sich rund 500 Neonazis zum (halb)öffentlichen „Hammerfest“ im norditalienischen Lonate Pozzolo, das das 30-jährige Bestehen der rassistischen „Bruderschaft“ „Hammerskins“ feierte. Laut eines ausführlichen Berichts und Fotos der Recherche-Plattform Exif waren hauptsächlich „Fullmembers“ (Vollmitglieder) und „Prospects“ (AnwärterInnen) der Hammerskins vor Ort sowie Nazis aus ihnen nahestehenden Zusammenhängen. Zahlreiche deutsche Mitglieder des faschistischen Netzwerks wurden dort gesichtet, die trotz des 2023 vom Bundesinnenministerium verhängten Verbots ihre Nazi-Umtriebe weiterverfolgten.
Nicht nur beim Konzert mit internationalen Rechtsrock-Bands – darunter die deutsche Neonazi-Band „Spreegeschwader“, zu deren Auftritt wiederholt „Sieg Heil“-Rufe zu hören waren – war Wolfgang Benkesser, Geschäftsführer des Tattoo-Studios „PikAss“ in Wiesloch, anzutreffen. Noch weit deutlicher wurden seine anhaltenden faschistischen Aktivitäten dadurch, dass er am Samstagvormittag am Führungstreffen der europäischen Sektionen teilnahm: Im Mailänder Clubhaus der italienischen „Hammerskins“ gehörte Benkesser zu den deutschen Nazi-Kadern, die zum „European Officers’ Meeting“ zusammenkamen. Die Anwesenheit bei diesen geheim organisierten, strikt internen Strategietreffen, die bis zu fünfmal jährlich stattfinden, ist ausschließlich Vollmitgliedern der rassistischen „Bruderschaft“ vorbehalten. Laut Exif, die den Besuch von Benkesser auch mit Fotos dokumentierten, dominierten die Mitglieder der verbotenen deutschen Chapter.
Benkesser ist bereits seit Ende der 1990er/Anfang der 2000er Jahre in der Hooligan-Szene des SV Waldhof aktiv. Daneben engagierte er sich zunächst in der Nazi-Partei NPD und deren Jugendorganisation JN. Seit 2003 ist er Mitglied der „Hammerskins“ und gehört dem Chapter „Westwall“ an. Das von ihm geleitete Tattoo-Studio in Wiesloch war am 19. September 2023 im Rahmen des bundesweiten Verbots der „Hammerskins“ durchsucht worden – ebenso wie Benkessers Düsseldorfer Wohnung.
Inzwischen hat das Leipziger Bundesverwaltungsgericht am 19. Dezember 2025 das im September 2023 vom Bundesinnenministerium verhängte Verbot gekippt – allerdings aus rein formalen Gründen: Die damalige Verbotsbegründung hatte sich gegen eine bundesweite Ebene „Hammerskins Deutschland“ samt aller regionalen Ableger gerichtet, wogegen die Nazis geklagt hatten. Faktisch sind die regionalen Chapter aber nicht in einem offiziellen bundesdeutschen Dachverband organisiert, wie das Gericht nun feststellte: Die „National Officers’ Meetings“ dienen nur der Koordination, seien aber keine institutionalisierte Führungsebene. Die inhaltlichen Gründe des Verbots der faschistischen Organisation wurden dabei nicht geprüft oder in Frage gestellt.
Genau wie sein Chef Marco Berlinghof, der ebenfalls für seine faschistischen Umtriebe bekannt wurde und nun die beiden Studios „PikAss Tattoo“ in Ketsch und Wiesloch betreibt, behauptet Wolfgang Benkesser, mit seiner faschistischen Vergangenheit gebrochen zu haben. Wenn antifaschistische Recherchen ihre Verstrickungen in braune Netzwerke ans Licht bringen, behaupten beide, nichts mehr damit zu tun zu haben. Stattdessen geben sie ihren Tattoo-Studios gegenüber unbequemen Presseanfragen den wohl geschäftsfördernden Anstrich von Weltoffenheit und Toleranz.
„Die Recherchen von Exif zeigen wieder einmal glasklar, dass Wolfgang Benkesser und die PikAss-Tattoo-Studios weiterhin mit der international organisierten Neonazi-Szene und insbesondere dem rechtsterroristischen Hammerskin-Netzwerk verbunden sind. Die halbgaren Versuche, die eigenen braunen Aktivitäten zu leugnen, haben sich damit wieder einmal als peinliche Lüge entpuppt“, erklärte Clara Grube, Sprecherin der AIHD. „Dass das Bundesverwaltungsgericht nun das Hammerskin-Verbot aus formalen Gründen gekippt hat, ändert nichts daran, dass dem braunen Treiben entschieden entgegengetreten werden muss!“ Abschließend wies Grube darauf hin: „Gerade Tattoo-Studios sind für die organisierte Nazi-Szene eine wichtige Einnahmequelle. Diese Quellen müssen zum Versiegen gebracht werden.“
Die Recherche von Exif ist am 16.12.2025 unter dem Titel „Trotz Verbot: Deutsche Hammerskins bei Konzert & Geheim-Treffen in Italien” auf exif-recherche.org erschienen.
Weitere Pressemitteilungen der AIHD zu „PikAss“ und den „Hammerskins“ (auf aihd.noblogs.org nachzulesen):
PM: Faxe Bier: Limitierte Dosen von Tätowierer aus Studio mit Hammerskin-Kontakten (17.10.2025)
PM: Rechter Aktivist und Hooligan als Motivator für den SV Waldhof Mannheim (17.04.2025)
PM: Verbotene Hammerskins betreiben Tattoo-Studio in Wiesloch (22.09.2023)
PM: „Hammerskins“ verboten (19.09.2023)
PM: „Schwetzinger Zeitung“ wäscht Nazi die braune Weste weiß (25.06.2017)
PM: Nazi-Tätowierer kondoliert „Hammerskins“-Bruder (19.10.2015)
PM: Schwetzinger Zeitung macht PR für Nazi-Tätowierer (23.08.2014)

